top of page
Walter Blattmann

Skandinavien - Finnland - SÜD

Heute vor einem Monat haben wir unsere Reise in Unterägeri gestartet und sind nun in Skandinavien angekommen. Unser Ziel ist es jeden Tag nach dem anderen zu erleben.

Und wenn es passt werden wir spätestens Mitte September im Nordkap ankommen.

Ankunft in Finnland (7.8.24)

Auf der Fähre nach Helsinki geniessen wir das schöne Wetter und Tamara checkt im Free Wifi unsere Reservationsbestätigung auf dem Campingplatz in der Nähe von Helsinki. Zusätzlich schaue ich bei einer Camper Werkstatt, ob wir einen Termin für den 8.8. erhalten und er die gewünschte Wasserpumpe (12 V, 2.1 Bar) einbauen kann. Beides wird positiv beantwortet und wir fahren entspannt nach Skandinavien und checken auf dem Platz am Fluss mit eigenem Sandstrand ein. Tamara kocht einen Pilzrisotto und wir schlafen tief und fest. Eine zweites Mail von der Camper Werkstatt, mit der Bitte nach einem Foto der Pumpe, lässt uns erahnen, dass es vielleicht doch nicht so einfach wird...

Tag des fliessenden Wassers (8.8.24)

Früh am Morgen wird gewaschen, damit alles für die Reise zum Nordkap frisch und fröhlich ist. Am späteren Morgen wird der Wassertank gereinigt und der auf dem Boden angesammelte Sand entfernt. Scheinbar habe ich in der Kurischen Nehrung mit dem Trinkwasser noch etwas Sand in den Tank gefüllt. Ich checke noch das Mail und offenbar hat die Werkstatt das Pumpenfoto erhalten. Wir kommen um 11 Uhr in der Camper Werkstatt (Elämysautot Oy) an und er meint, dass in ganz Finnland diese Pumpe nicht erhältlich ist. Er telefoniert gefühlte 10 Minuten auf der Suche nach einer Lösung. Nach einem zusätzlichen Blick auf das Wasserversorgungssystem machen sich dicke Falten auf dem Gesicht bemerkbar. Die Hoffnung schwindet. Ein älterer Herr, ein anderer Werkstattkunde, schaut uns über die Schultern und die beiden starten eine Fachdiskussion und gehen an die Arbeit. Nach einer Stunde läuft die neue Wasserpumpe und wir bedanken uns herzlich :-).

Helsinki - eine beeindruckende Metropole

Am späteren Nachmittag fahren wir mit der Metro ins Zentrum von Helsinki. Der Kontrast ist gross. Nach der schönen, aber eher ruhigen und undramatischen Natur in den baltischen Staaten erschlagen uns die vielen Menschen und der Verkehr fast - Helsinki ist eine Grossstadt. Nach einer gewissen Anpassungszeit gefällt uns Helsinki aber immer mehr - Helsinki hat Charme. Monumentale Bauten und futuristische Architektur paaren sich mit geschichtlichen Gebäuden und Hafenatmosphäre.

Dom in Helsinki

Warum braucht ein Dom eine so beeindruckende Treppe? Scheinbar ist das gleich wie mit den Säulen in Ägypten. Es ist eine Machtdemonstration von den Mächtigen im Land. Der Zar hat mit dem Dom und der imposanten Treppe seiner Macht ein Denkmal verschafft.

Eine Stadt zum Schlendern und Bummeln

Immer wieder fallen Gassen und Höfe auf, welche auf kalte und lange Winter schliessen lassen. Auch mit dem durchlöcherten Monument in dieser Stadt werden die Opfer von Kriegen als Mahnmal in Erinnerung behalten.

Am späten Abend kauft Tamara eine Elsa SIM Karte für Skandinavien mit unbeschränkter Mobilenutzung für 19 Euro. Danke an alle Blogger, welche so praktische Details jeweils erwähnen. Hoffe wir sind morgen wieder "on-the-line".

Rastila Camping (9.8.24)

Wir sind erst nach Mitternacht schlafen gegangen und liegen entsprechend lange noch im Bett. Wir schlafen in unserem "Adlerhorst", wie wir unser Bett nennen einfach fantastisch. Am nächsten Morgen essen wir das am Vortag gekaufte schwarze Brot "JURMO SAARISTOLAISLIMPPU" aus Finnland. Damit hatten wir bereits in Estland gute Erfahrungen gemacht. Dazu gibt es Lachs, natürlich aus Finnland und frische Früchte. Wir entscheiden uns spontan den Tag auf dem Campingplatz zu verbringen. Wir schreiben Tagebuch, Tamara installiert erfolgreich die neue SIM Karte und ich schaue etwas Olympische Spiele in Paris. Tamara liegt am Nachmittag am Sandstrand in der Sonne und ich schaue mir das Campingplatz-Treiben an. Spannend sind die verschiedenen Camper Modelle: Grosse, sehr grosse, als Kommunalfahrzeug oder Feuerwehrauto getarnt, 1.5-10 Tönner, 1968-2024 Baujahr und ....- was ist denn das?

Ein riesiger Sattelschlepper wenige Meter von uns entfernt. "Das rollende Hotel" oder eben nur Rotel www.rotel.de. Noch nie davon gehört, aber das Reiseunternehmen gibt es tatsächlich seit 1945.

Am Abend kocht Tamara etwas Leckeres mit der Unterstützung von fliessendem Wasser und ich bereite den Tisch in der Abendsonne vor. Plötzlich macht sich allmählich die Entspannung der Reise spürbar und die Frage von mir; "wollen wir ein Spiel machen?" kommt für Tamara überraschend (sie hatte schon ein paar Anläufe genommen, aber bei Walter war die Entspannung noch nicht gross genug gewesen...). Sofort werden die Spiele geholt und wir wählen das taktische 2-Personen Brettspiel Mr. Jack. Das Spiel ist sehr amüsant.

Porvoo (10.9.24)

Eigentlich wollen wir heute weiterreisen. Es ist jedoch regnerisch, das heisst es "strätzt" in Strömen und morgen ist Sonntag, da wollen wir an einem Gottesdienst teilnehmen. Wir suchen uns eine Church für den Sonntag mitten in Helsinki und erinnern uns daran, dass wir hinter dem Old Market daran vorbeigelaufen sind. Die Evangelical Free Church of Finnland mit dem Namen "Andreaskyrkan". Wir informieren uns über die Webseite und entscheiden uns diese zu besuchen.

Der Wetterbericht sagt, dass es am Nachmittag aufhört zu regnen und wir fahren spontan nach Porvoo. Eine hübsche Kleinstadt mit herzigen Häuschen am Fluss.

Wir sehen uns die Touri-Spots an und haben in einem Blog gelesen, dass sich ein Besuch auf der hübschen Strasse "itäinen Pitkäkatu" im hinteren Teil des Dorfes lohnt. Diese ist etwas weiter weg von der Hauptstrasse und sehr hübsch zum Spazieren gehen.

Tamara findet nur 8 Minuten entfernt einen stillgelegten Campingplatz mitten im Wald und wir beobachten die vorbeihoppelnden Feldhasen vor dem Schlafen gehen und hoffen dass die Dorfjugend am Samstagabend hier keine "Bottelions" feiert.

Heimatgefühle in Helsinki (11.8.24)

Wir schlafen von 22 Uhr bis 9.25 durch und die frische Waldluft und die offenen Fenster haben ihres dazu beigetragen. Wir fahren zurück nach Helsinki und merken wie einfach es auch mit dem Auto ist nach Downtown Helsinki zu fahren und zu parken (Foto unten rechts). Ich will gerade das EasyPark bezahlen, als mich ein einheimischer Jugendlicher darauf aufmerksam macht, dass am Sonntag die Parkplätze gratis sind, sofern die Zeiten auf den Tafeln nicht rot sind. Die Finnen sind aufmerksame Leute.

Auf dem Markt von 1888 (old Market)

Diesen Ort sollte jeder nur mit leerem Magen besuchen, weil es so viele Leckereien zum Essen gibt.

Zu einer christlichen Zeit um 13.30 startet der "Service" in der Evangelical free Church ;-). Wir werden herzlich begrüsst und die Musik ist bereits am Spielen. Das Thema heute ist der gute Hirte aus Psalm 23 "Wir sind auf einer Reise" und somit sehr passend zu unserer Lebenssituation. Es ist gut zu wissen, dass wir sowohl auf den grünen Wiesen als auch in dunklen Tälern nie alleine sind. Wir werden anschliessend in das Kaffee eingeladen und treffen dort spannende Leute zum Austausch über Gott und die Welt. Es ist eine internationale Kirche mit 41 Nationen und darum spannend zu hören, aus welchen Gründen die Leute ausgerechnet in Finnland hängen geblieben sind. Der Pfarrer meint ironisch, wegen der einfachen Sprache und dem lieblichen Wetter.:-)

Wir sprechen darüber, dass finnländische Einwohner zu den glücklichsten der Welt gehören. Die eine Person am Tisch findet: "Ich frage mich nur, wo diese glücklichen Finnländer alle sind?" Die andere Person meint: "Das liegt nur daran, dass die Finnen nicht gerne reklamieren und jammern." Wir erhalten noch Reisetipps und machen uns wieder auf unsere Reise.

Wir fahren am Nachmittag von Helsinki nach Turku, um die Inseln in Schärenmeer zu befahren.

Am Morgen wollen wir eine kleine Wanderung um die schönen Seen machen. Wir wählen die 4 km Route und verirren uns mehrmals- schlussendlich haben wir unsere 10'000 Schritte, was unser Tagesziel ist, bereits erfüllt. Selbst der Kompass hilft nur bedingt, weil wir keine Ahnung haben wo wir sind. Der Spaziergang ist sehr schön, aber so entspannt wie auf dem Foto hat es sich nicht angefühlt, bis wir wieder wussten, wo wir sind ;-).

Turku die überraschende Hafenstadt (12.8.24)

Diese Stadt war einmal die Hauptstadt von Finnland. Bis ein Zar der Meinung war, dass die Hauptstadt des finnischen Fürstentum zu weit weg von St. Petersburg sei. Dann wählte er Helsinki als Hauptstadt aus. Wir parken direkt in der Stadt im Zentrum beim Fluss. Nur 5 Minuten bis zum Marktplatz und das reicht gerade noch vor 18 Uhr in die alte Markthalle zu gehen. Sie sieht von aussen und innen gleich aus wie jene, von Helsinki nur mit einem 8 Jahre älteren Jahrgang.

Anfangs ist es noch bewölkt, die Prognose sagt jedoch, dass die Sonne um 18 Uhr kommt. So ist es, und wir besuchen nochmals den Dom, indem wir Fluss aufwärts spazieren und ihn in der Abendsonne noch bewundern . Wir essen eine finnische Pizza Surf&Turf mit Rindfleisch und Shrimps darauf. Jeder Italiener würde wahrscheinlich flüchten, wir geniessen die lokale Pizza jedoch sehr :-).

Neben der Burg parken wir am Hafen. Die letzten Sonnenstrahlen geniessen wir und schlendern noch zu Fuss durch das Quartier. Unsere Belohnung ist ein fantastisches Hafenviertel. Schiffe aus dem 18. Jahrhundert und Loft Wohnungen zwischen Hafenkränen. Ein Segelschiff aus dem Jahr 1904, welches noch im Betrieb ist. Auch das Laivahostel in einem ausgebauten Schiff begeistert. Wir können uns kaum sattsehen.

Auch die Gratisfähre mitten in der Stadt fährt unermüdlich und befördert Velofahrer und Fussvolk von einer Flussseite zur anderen.

Schären Inseln (13.8.24)

Wir stellen den Wecker 7.30 und mein Adrenalinspiegel ist hoch. Heute geht es auf die Schären Inseln. Wie in alten Managerzeiten messe ich meine Performance. Heute nicht nach Verkaufszahlen, sondern beim Kaffeemahlen. Ich habe festgestellt, dass ich die gleiche Menge Kaffee mit 25% weniger Umdrehungen schaffe, wenn ich meine Drehgeschwindigkeit der Kaffeemühle anpasse. Dieser Kaffee-KPI :-) bestätigt mir, dass alle Dinge im Leben ihre Zeit bauchen und ich nicht schneller zum Kaffee komme, wenn ich wie ein wilder an der Kaffeemühle rumkurble.


Über 25.000 Inseln zählt der sogenannte „Schärengarten“ von Turku: Einige davon karg und felsig, andere mit dichten Kieferwäldern und Blaubeerbüschen bewachsen. Allen gemeinsam: Ruhe, einzigartige Naturlandschaften. Diese Gletscherablagerungen sehen faszinierend aus. Wenn ich Google Maps anschaue, kann ich mir richtig gut vorstellen, wie sich der finnische Gletscher aus Deutschland zurückgezogen hat und hier, kurz vor dem finnischen Meerbusen länger verweilt hat und so diese Inselkette gebildet hat. Ähnlich wir der Linth Gletscher den Seedamm in Rapperswil geformt hat. Ich würde heute Geologie studieren, weil die Steine Geschichten erzählen.


Heute: Schären Insel Route

Die größten Inseln sind durch Brücken und insgesamt acht Fähren miteinander verbunden. Unsere heutige Tagesreise oder Zweitagesreise, das ist noch offen, geht über die Inseln, Turku - Parainen - Nauvo - Korppoo - Houtskari - Iniö - Kustavi - Naantali.

Unterwegs im schönen Hafen von Nauvo entscheiden wir uns für die grosse Tour mit allen Inseln.

Je kleiner die Inseln, desto länger die Fährfahrten. Alle Fähren, bis auf eine sind gratis. Die einen mit Seilzug, andere elektrisch und einige mit Diesel. Die längste Fährenfahrt ist von Iniö nach Kustavi. Wir sind in Iniö und sehen uns die älteste Bibelübersetzung auf Finnisch aus dem Jahr 1642 in der steinernen Dorfkirche an. Es ist 17.30 und Tamara fragt sich plötzlich, wie lange wohl die Fähren fahren und wir stellen fest, dass die letzte Fähre entweder um 18.00 oder erst wieder um 21.00 fährt. Wir entscheiden uns für die frühere Fähre und erreichen diese auf den letzten Drücker. Die Fahrt durch die Schären ist wunderschön und dauert eine gefühlte Stunde.


Eines wird mir klar auf dieser Fahrt. Veloferien sind für mich keine Option. Wir treffen auf jeder Fähre immer wieder die gleichen Velofahrer und ich kann euch mit Gewissheit sagen: Das ist schei...nbar anstrengend. Wir fahren mit unserem Haus auf Rädern nach Nantaali und unternehmen noch einen Abendspaziergang durch das Städtchen am Schärenmeer. Es ist ein hübsches Hafenstädtchen mit skurrilen Läden, Designershops und feinen Restaurants.

Badegewohnheiten der Finnen (14.8.24)

Wir schlafen beim Friedhof und tanken am Morgen frisches Wasser. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt und den nahegelegenen Wohnquartieren am Meer entscheiden wir uns auf der schönen "Saunaanlage" Nunnalahden Uimaranta am Stadtstrand noch ein Bad zu nehmen. Baden in der Ostsee funktioniert etwas so: Du kommst an den Strand, ziehst dich vor Ort um und springst ins Wasser. Dann kommst du aus dem Wasser und springst wieder rein. Dann trocknest du dich vor Ort ab und ziehst dich um. Ein durchschnittliches finnisches Bad dauert gefühlte 12 Minuten. Wir bleiben länger und geniessen vor allem auch die warme Sonne. Es gibt neben den mietbaren Saunas auch grosse Umkleidekabinen und eine warme Outdoor Dusche. Am Kiosk kaufen wir uns noch ein Vanilleeis und machen uns dann auf die Weiterfahrt nach Savonlinna.

Wir wollen an der Ostseite hochfahren bis zum Nordkap. Darum fahren wir ostwärts und merken im Auto, dass es schon spät und der Weg lange ist und entscheiden uns darum unterwegs zu pausieren. Wir übernachten 5 Minuten neben der Autobahnausfahrt an einem See. Das tönt unromantisch, ist es aber überhaupt nicht. Der Skotti kommt zum Einsatz und vor dem Grillen geniessen wir einen Apéro. Der Abend ist einfach märchenhaft.


Wir verlassen den Süden von Finnland und reisen in die finnische Seenplatte.

Die Seebecken der Finnischen Seenplatte wurden von den Gletschermassen während der Eiszeit ausgehobelt und anschliessend mit Schmelzwasser gefüllt.


110 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Commentaires

Noté 0 étoile sur 5.
Pas encore de note

Ajouter une note
bottom of page