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Walter Blattmann

2023 - Sizilien 3 Wochen mit dem "Cämpi"

Aktualisiert: 12. Juli 2024


#afterworkbalance#schönischswennsschönisch

Auch am 11.9. ist das Verkehrsaufkommen vor dem Gotthard noch hoch und wir kommen um 17 Uhr in Genua an. Der Hunger ist gross und darum toben wir uns im zweistöckigen Lebensmittelgeschäft nahe vom Hafen richtig aus. Wir sind begeistert von den gesunden Lebensmittel in allen Varianten. Nun ist der Kühlschrank und die Vorratskammer voll. Auf dem sonnigen Parkplatz schmatzen wir noch sponti die feinen Sushi.

Wir sind um 19.30 die Letzten beim Beladevorgang der Fähre und haben uns das Parkdeck leider nicht gemerkt. Das soll uns aber für 22 Stunden nicht belasten. Die Schlafzimmer sind erst ab 21 Uhr bezugsbereit. Auf den Gängen stellen wir eine hohe Hundepopulation fest; Handtaschenformate und solche an Zugketten. Auch im Zimmer ist die Präsenz der Hunde im Teppich noch sichtbar vorhanden. Was uns freut ist das ruhige Meer und unsere gut investierten Seidenschlafsäcke.


Gut ausgeschlafen geniessen wir das sonnige Deck. Die ersten Aufrufe der Besammlungsorte für die Parker vom Deck 3 rot oder Deck 1 Gelb erinnern uns daran, dass auch wir irgendwo unser Fahrzeug geparkt haben müssen. Unsere Erinnerungskraft hilft uns den Weg zum richtigen Treppenhaus zu finden und die richtige Tür zu unserem Parkdeck erreichen wir sicher. Der Adrenalinspiegel ist hoch und die Vorferienfreude liegt in der Luft. Nun sitzen alle im Auto und warten auf die Türöffnung. Bei gefühlten 35 Grad kommt es dem einen oder anderen in den Sinn den Motor zu starten und den kühlen Innenraum zu geniessen. Das zwingt die anderen Betroffenen die Fenster zu schliessen und die Temperatur steigt auf gequälte 40 Grad. Als eines der letzten Autos zwängen wir uns in den Abendverkehr von Palermo.


Am nächsten Tag setzen wir uns in den Bus 107 direkt vor dem Campingplatz und fahren in die Stazione Centrale. Den ganzen Tag erkunden wir Palermo. Am Ballarò Markt können wir uns kaum sattsehen, bis wir unseren Gelüsten erliegen und bereits nach wenigen Sehenswürdigkeiten zurückkehren und uns ausgiebig kulinarisch vergnügen. Nach dem "ausgeschämten" Fontana Pretoria lassen wir uns im Palazzo dei Normanni von der Kapelle beeindrucken. Die goldenen Mosaikbilder von der Erschaffung der Welt und Jakobs Kampf bis zu den Szenen aus dem Leben von Paulus und Petrus beeindrucken uns zutiefst.

Bald schon finden wir uns wieder auf den Dächern der Kathedrale und geniessen die Kuppen von Palermo. Am Yachthafen von Palermo geniessen wir den Sonnenuntergang hinter den Bergen und schauen dankbar auf einen eindrücklichen Tag zurück.

Am nächsten Tag bummeln wir mit unserem Camper am Meer entlang. Von Strand zu Strand. Der Tag endet in Castellammare del Golfo. Dort geniessen wir das schöne Städtchen und finden bei einem geschlossenen Restaurant in einer Sackgasse einen schönen Schlafplatz. Was wir am Abend noch nicht erahnen ist der schönste Sonnenaufgang der uns über dem Meer geschenkt wird.


Früh am Morgen geht es weiter zum Riserva naturale dello Zingaro, den Küstenweg zwischen Himmel und Meer. Hier wollte die Regierung eine Küstenstrasse bauen und die Bevölkerung hat dies mit einer Demo erfolgreich verhindert. Danke an alle, welche sich persönlich für eine gute Sache einsetzen! Wir sind ausgerüstet mit Rucksack und kaufen trotzdem noch Panini und Arancini, weil der feine Duft aus dem Panificio uns die Sinne raubt. Wir haben die Wanderschuhe montiert und sind eingecrèmt. Das sind Muss-Kriterien für den 7.5 km langen Küstenweg. Es ist heiss und die einzige Hoffnung auf Erlösung ist das kühle Meer. Die Wanderung hat sich gelohnt und jeder der 25‘000 Schritte möchten wir nicht missen, das Baden im Meer sowieso nicht ;-).

Immer wieder finden wir schöne Übernachtungsmöglichkeiten am Strand und geniessen die Kalksteinküste in der Abenddämmerung. Bei genauem Hinschauen findest du unseren Camper zwischen den Bäumen auf dem Foto (oben:-)). Wir übernachten in San Vito la Capo und fahren am Morgen weiter nach Erice. Von Erice bestaunen wir die Weitsicht nach San Vito la Capo. Wir schlendern durch die Bergstadt und verstehen IDDA & IDDU nicht, geniessen trotzdem die feinen Mandelgebäcke. Die Aussicht auf 751 m ist atemberaubend. Die Geschichte geht zurück zu den Trojanern, Griechen. Karthagern und bis zu den Römern. Jede Epoche nutzte den Liebesberg für ausschweifende Feste, um das mal kindergerecht zu nennen. Erst die christlich geprägten Normannen liessen keinen Stein auf dem anderen und bauten auf den Venustempel eine Festung.

Zwischendurch erwähnt: Wenn wir "fahren schreiben, meinen wir zirkeln, zittern und zögern. Weil die Gassen in den malerischen Dörfern nicht immer den Eindruck erwecken, dass wir das schadlos überleben. Zuversichtlich verlassen wir uns auf die freundliche Frauenstimme im Navi: "Bitte geradeaus fahren..."

Nach so viel Geschichte fahren wir kurzentschlossen nach Segesta. Dort besuchen wir die griechischen Bauten welche nie fertig gebaut wurden, weil die Griechen in Selinute die Schlacht verloren haben. So zeigt sich, dass voreiliger Gehorsam nicht unbedingt richtig ist. Wir fahren weiter nach Selinute und parken beim Eingang zum riserva naturale orientata foce del fiume belice. Wir schlafen alleine im Stockdunkeln am Meer.

Wir chillen am Strand im Naturschutzgebiet und sehen immer wieder Einheimische, welche hellgrüne Schlammpackungen um die Gelenke und im Gesicht tragen. Das Rudelverhalten spornt mich an und ich finde die Quelle des grünen Schlammes und reibe mich ungeprüft ein. Zuerst eine angenehme Kühle, dann ein Jucken und nach dem Abwaschen Rötungen, welche nach wenigen Minuten verblassen. Tja, was mich nicht umbringt macht mich stark :-).


Auf zur Spiaggia Lido Fiori. Dort fühlen wir den Strand und laufen stundenlang dem Sandstrand entlang bis die Sonne untergeht. Am nächsten Tag sind wir früh am Morgen am Capo Bianco für schöne Fotos der fantastischen Kalksteinküste. Ausgedehnte Spaziergänge tun unserem Gemüt und der Hornhaut unserer Fusssohlen gut. Wir beschliessen Agrigento und das Valle dei Templi am späteren Nachmittag bis in die Nacht zu besuchen. Eine sehr gute Entscheidung! Zu guter Letzt übernachten wir auf einem Parkplatz beim Ausgang 5 mit Sicht auf die beleuchteten Tempelanlagen.

Es gelüstet uns wieder einmal eine schöne Stadt zu besuchen. Ragusa die Stadt in Y Form gefällt uns sehr. Wir starten unsere Entdeckungsreise im oberen Teil von Ragusa und geniessen auf den steilen Treppen die alten Barockbauten und die perfekte Aussicht auf die Altstadt. Vor dem Dom geniessen wir unseren Lunch auf einer Bank mit direkter Sicht auf den Dom. Wir schlendern noch etwas durch die Gassen und suchen wieder die Abgeschiedenheit der sizilianischen Südküste. In Maria del Focallo finden wird den geeigneten Platz zum Entspannen und Baden an einem schönen langen Sandstrand und parken direkt im Sand am Meer. Der Aetna raucht leicht vor sich hin und wir geniessen die Ruhe am Strand.

Als weiterer Geheimtipp entpuppt sich Noto. Gut erhaltene Barockgebäude entlang der Hauptstrasse. In der Abenddämmerung bringen Strassenmusiker die Stimmung endgültig in den „ichbleibehier“ Modus. Wir vergessen uns bei einem Glas Cattaratto und können dem Arancini mit Spinatfüllung nicht widerstehen. Nach einem der berühmt berüchtigten Pistachio Glace machen wir uns zu einem Schlafplatz am Meer auf. Eloro erscheint auf google maps am besten geeignet. Stellt sich jedoch als ungünstige Gegend heraus, da frühere Besucher von eingeschlagenen Scheiben und geklauten Autos berichten. Wir finden einen anderen schönen Parkplatz und geniessen eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen freuen wir uns auf Siracusa. Die Stadt von Archimedes dem Erfinder des Auftriebgesetzes. Er hat auch für Dionysos Katapulte erfunden und einen Brennspiegel zur Inbrandsetzung feindlicher Schiffe. Dionysos war ein erfolgreicher Kriegsherr. Er liess sich ein Schwert (Damokles) an einem Pferdehaar über seinem Thron aufhängen. Zum Zeichen, dass er sich nicht vor dem Tod ängstigt. Er liess auch in der Nähe des Kriegsgefangenenlagers eine Höhle errichten. In welchem er die Gespräche der Gefangenen belauschen konnte. Das Ohr des Dionysios kann besucht werden.

Taormina ist unser nächstes Ziel. Wir denken uns das so, dass wir früh am Morgen in die Stadt fahren und vor dem griechischen Theater parken. Schlecht oder eben nicht gegoogelt. Schon am Meer wird geparkt, aber wir halten an unserem Plan fest. Im Bergdorf angekommen stellen wir fest: Inexistente Parkmöglichkeiten, das griechische Theater ist mitten in der Altstadt und die Gässchen werden immer enger. Die Nerven liegen blank, als drei Tafeln erscheinen: 2 Tonnen, 2.5 Meter Höhe, 2 Meter breit. Es gibt nur diese Strasse und rückwärts ist keine Option oder nur sehr schwierig durchzusetzen. Nach panischen Minuten und einem Rekognostierungsspaziergang stellen wir fest, dass auch mit diesen Verkehrstafeln massiv übertrieben wurde. So passieren wir Taormina mit unserem 3.5 Tönner, 2.85 Meter Höhe und 2 Meter Breite unbeschädigt und fahren zu den geparkten Autos am Meer…. . Dort kaufen wir ein Touri- Hop on Busticket für den ganzen Tag für Taormina, Isola Bella, Castelmola, Giardini Naxos und Vale del Alcantara. Die steilen Bergstrassen und engen Gassen verlieren ihre bedrohliche Ausstrahlung auf dem Rücksitzdes Touribusses ;-). Angekommen in Taormina sitzen wir in den Ruinen des Theaters und geniessen die Vorstellung. Das Programm heisst: Meersicht mit Vulkanhintergrund.

Wir machen einen Hopp on nach Castelmola und beststaunen die Aussicht auf die Burg und auf das Theater mit einem kühlen Getränk in der Hand.


Nach diesem wunderschönen Tag fahren wir direkt Richtung Tindari. Das schön beleuchtete Kloster auf den Felsen lädt uns zum Schlafen ein. Direkt am Kloster unter Pinienbäumen finden wir einen ruhigen Platz mit fantastischer Sicht aufs Meer. Bei unserem nächtlichen Spaziergang sehen wir die vielen Souvenierstände und das imposante Kloster. Wir wachen vor Sonnenaufgang auf. Frühmorgens, beim ersten Tageslicht bemerken wir, dass wir an einem Wallfahrtsort oder besser Busparkplatz mit Sonderbewilligung übernachtet hatten - ups! Wir machen uns schleunigst auf den Weg - der atemberaubende Sonnenaufgang direkt aus dem Meer hat mit den begleitenden Glückshormonausschüttungen eine bleibende Synapse gebildet.

In Oliveri finden wir einen Parkplatz direkt am Meer. Wir hatten bereits beim Kloster in der Ferne Waldbrände beobachtet. Nun hören wir, dass unweit von uns Touristen am Meer evakuiert werden mussten und Autos auf der Autobahn in Tunnels von Flammen eingeschlossen waren. In Oliveri bleiben wir zwei Nächte und zwei Badetage und warten ab, wo die Flammen hinziehen. Glücklicherweise kommen starke Regengüsse und die Gefahr ist gebannt. Der nahe gelegene Nationalpark am Meer ist traumhaft und der Blick auf das Kloster erinnert uns immer wieder an unseren "exklusiven", halblegalen Schlafplatz.

In Cefalù finden wir ein weiteres, malerisches Städtchen am Meer hinter einem Burgfelsen versteckt. Nach den Motto #schönischswennsschönisch bleiben wir zwei Tage dort. Und schon wieder geht eine Reise zu Ende - Sizilien ciaociao - es war wunderschön und eindrucksvoll.

Für die Rückreise haben wir eine Fähre von Palermo nach Genua gebucht. Ein überraschendes Upgrade in die Hochzeitssuite macht die Reise besonders. Auf den neuen Schiffen werden auch die Schlafräume mit und ohne Hunde unterschieden. Alles sehr gut organisiert und wir haben und dieses mal das Parkdeck gemerkt. In Genua feiern wir den 55. Geburtstag von Tamara.



Unsere Lieblingsbeschäftigung in den Ferien ist die gemeinsame Zeit zu geniessen und diese in Sefies festzuhalten ;-):




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2 Comments

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Samira Bischof
Samira Bischof
Jun 18, 2024

wow, danke für diesen humorvollen und inspirierenden Beitrag! Perfekter Guide für meinen nächsten Urlaub!

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tamarablattmann
Jun 18, 2024
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Herzlichen Dank fürs Feedback :-) - ja, Sizilien ist wirklich schön und eine Reise wert!

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