Rumänien - Donau Delta zur Transfăgărășan
- Walter Blattmann
- 13. Juli
- 14 Min. Lesezeit
Seit Anbeginn der Reise sind wir gespannt auf die rumänischen Bären. Diese Woche sollten wir einige davon treffen. Zuerst stehen noch die einzigartigen Schlammvulkane und Brasov auf unserem Plan und dann die berühmte Bärenstrecke Transfagarasan.

Fahrt zu den Schlammvulkanen (6.7.25)
Während der Fahrt aus dem Donau Delta wird uns nochmals bewusst, wie weitläufig dieses Gebiet ist. Auf dem Navigationssystem zeigt es grosse Seen an und auf der Mobile-Navigation sind keine Seen mehr sichtbar. Viele der Wasserflächen sind aufgeschüttet und mit Kanälen bewässert. So ist die Ertragskraft für die Landwirtschaft grösser.

Unser Mittagessen wollen wir mit Sicht auf die Donau einnehmen. Uns ist nicht so sehr bewusst, dass die Ukrainische Grenze hier durch die Donau bestimmt wird. Den Motor habe ich noch nicht abgestellt und schon steht die Grenzpolizei neben uns für eine Kontrolle.

Er fragt uns, wohin wir gehen und was wir hier machen. Wir wollen nach Brasov und hier Mittagessen. Zuerst macht er uns ein Kompliment für unser tolles Auto und dann werden alle Papiere kontrolliert. Wir dürfen dort unser Mittagessen einnehmen und die Aussicht auf die Donau geniessen. Danach sollen wir aber weiter fahren.
Auf der Wiese liegen Schlangenhäute und einige Bunkerüberreste sind noch zu sehen. Wir staunen, wie schnell und professionell die Grenzpolizei hier wachsam ist.
Am Abend finden wir einen Stellplatz direkt am Fluss. Beim Eindunkeln sehen wir noch Fasane und hören das Pfeifen des vorbeifahrenden Zuges. Es ist heute bereits 35 Grad und auch am Abend ist es noch heiss. Erst in der Nacht kühlt es wieder ab.
Einzigartiges Naturphänomen in Europa: Schlammvulkane (6.7.25)
Am Morgen erwachen wir und es wird immer heisser im Camper. Nach unserem Frühstücksritual sind es 47 Grad und draussen 39 Grad. Darum wird unsere Diskussion über die Route der nächsten Tage etwas brenzlig. Hitzige Missverständnisse jagen einander. Doch nach 5 Minuten klinken wir uns wieder ein und finden eine gemeinsame Lösung.
Es sind nur 20 Minuten von unserem Schlafplatz zu den einzigartigen Schlammvulkanen in Europa. Wir sind um 10 Uhr sozusagen alleine und darum fliege ich auch gleich mit der Drohne.

Die ständigen Eruptionen kommen aus 3000 Meter Tiefe. Anstelle von Magma werden Methan und Sandschlamm gemischt mit Salz ausgestossen. Es blubbert ständig und der feuchte Sand läuft den Hügel hinunter. Das faszinierende Naturspektakel zieht uns in den Bann. Zum Glück ist es seit längerem sehr trocken und so ist die Rutschgefahr gleich null.

Es ist etwas unheimlich, wenn ich daran denke, dass sich auch ein mehrere Meter grosser Krater jetzt öffnen könnte. Aber ich kann mich nicht losereissen und beobachte weiter das Geschehen.

Ich kann es nicht verstehen, warum wir hier so wenig Westeuropäer treffen. Rumänien ist wunderbar und die Leute sehr nett.
Nun haben wir Hunger und kehren spontan im Bellavista ein. Die Aussicht von der Terrasse ist wirklich schön und der leichte Wind lässt die 41 Grad um zirka 3 Grad kälter erscheinen ;-). Erst beim Gehen sehen wir, dass drinnen ein klimatisierter Bereich gewesen wäre. Gut gegessen für keine 20 Franken und weiter geht es.
DIe Weiterfahrt ist faszinierend und verwirrend zugleich. In den Dörfern Bascenii de Jos und Calvini werden wir hin und her gerissen zwischen teuersten Autos und Pferdegespann oder zwischen Lehmhäuser und Showhäuser. Einige Häuser sehen aus wie römische Prunkpaläste mit Säulen. Andere haben Einfahrten mit glitzernden Säulen. Auf den beeindruckenden Toren lieben sie es goldene Löwen oder Ferrari Pferde zu präsentieren.
Auf der A1 fahren wir nun nach Brasov und übernachten in der Nähe von einem Fluss. Tamara hat noch eine feine Flasche Wein gekauft, weil sie heute Pizza kocht.
Ganz in der Nähe des Klosters Suzana parken wir am Fluss. Der Weg führt hinunter zum Fluss und geht hinter dem Fluss weiter. Spontan entscheiden wir den Fluss mit dem Auto zu durchqueren. Es ist sozusagen unsere Jungfernflussfahrt. Die erste Flussüberquerung endet in einem dichten Wald. So dass wir unter erschwerten Bedingungen im Wald wenden müssen. Dafür fahren wir gleich ein zweites Mal durch den Fluss. Oder ist es eher ein Bach der sich wie ein Fluss anfühlt...;-)?

Als erstes kühlen wir unsere Füsse im Fluss/Bach und die Campingstühle werden ausgepackt. In der Gegend von Brasov soll es immer wieder Bären geben. Aber wir grillen nicht, sondern geniessen die selbstgebackene Pizza an diesem idyllischen Ort.
Nach einem kurzen Gewitter packen wir nochmals alles aus und geniessen die feuchtkühle Abendstimmung. Immer wieder donnert und blitzt es im Tal. Der Regen kommt jedoch nicht zurück. Wir schlafen in einem abgekühlten Camper ruhig ein.
Jahrestag (8.7.25)
Heute haben wir Jahrestag. Genau vor einem Jahr hat unsere Reise begonnen. Dieses Jahr fühlt sich für mich länger an. Wir haben so viele Dinge erlebt: Deutschland, Polen, Baltische Staaten, Skandinavien, Frankreich, Spanien, Italien, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Serbien, Bulgarien und Rumänien. Auf dieser Reise haben wir 10 neue Länder und viele spannende Leute kennen gelernt.

Was hat das mit uns gemacht?
Ich habe gelernt im hier und jetzt zu leben. Das heisst, dass ich mich spontan auf Menschen, meine Gefühle und neue Situationen einlasse. Das hat dazu geführt, dass ich in nervigen Kleinigkeiten entspannter bin und die wichtigen Dinge emotional mehr Raum gebe.
Was ist anders als gedacht?
Unser Camper fühlt sich immer grösser an und wir haben alles was wir brauchen. Die Leistungserfüllung, die Sinnhaftigkeit und Anerkennung im Job vermisse ich nicht.
Meine kulinarische Vorstellungskraft wurde komplett von Tamaras Kochkünsten übertroffen.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Es ist schwieriger Gewohnheiten und Rituale aufzubauen, wenn wir jeden Tag an einem neuen Ort sind.
Ich denke oft an Familie und Freunde. Wenn ich lange nichts mehr höre beginne ich mich "abgeschnitten" zu fühlen und frage mich wie es ihnen geht.
Was ist die schönste Erfahrung?
Am Morgen (ausgeschlafen) aufzustehen, wenn die Sonne aufgeht (oder später...) und auch die Vögel wach sind.
Den Tag so zu gestalten, wie es sich für richtig anfühlt.
Wenn ich an unseren Blog und die einmaligen Erlebnisse zurückdenke, ist das schönste, dass ich alles 24/7 mit Tamara erleben durfte.
Fahrt nach Brasov (Kronstadt) (8.7.25)
Die Stadt Brasov hat diverse Bastionen mit Türmen in der Stadtmauer. Wie an vielen Orten sind die Türme nach den "Zünften" benannt. Die Handwerks-und Handelsfamilien hatten das grösste Interesse die Stadt zu verteidigen. Darum haben die einzelnen "Zünfte" in den nach ihnen benannten Türmen gekämpft. In Brasov parken wir beim weissen Turm und erkunden die Stadt.

Vom Befestigungsturm ist die Aussicht auf die Altstadt ausgezeichnet. Die Altstadt ist voller Touristen aus aller Welt. Brasov ist ein Dreh-und Angelpunkt für verschiedene schöne Orte in Rumänien. So schlendern wir bei 34 Grad durch die Gassen und bewundern die schönen Bauten (und schwitzen...).

Der Platz um die Kirche und das Rathaus ist sehr imposant. Hier sind die Preise der Shops und Restaurants auch der Kaufkraft der Touristen angepasst. Wir kehren in einer Parallelgasse zur Hauptgasse ein und essen Dorada mit Broccoli und Spargeln. Ein leichtes Lüftchen hilft, in der Gasse am Schatten zu geniessen. Zum Dessert lassen wir uns etwas Lokales empfehlen und sind begeistert.

Eine farbig bemalte Durchführung führt in den Vorhof der alten Kirche links auf den Hauptplatz.
In Brasov ist auch die engste Strasse von Europa. Warum es sich hier um eine Strasse und nicht um eine Gasse handelt ist mir nicht klar.
Schloss Dracula (Tötzburg)
Schloss Bran- auch als Schloss Dracula bekannt. Einige nennen diese auch Törzburg. Einen Parkplatz zum Übernachten finden wir mit direkter Sicht auf das Schloss. Das Schloss wird im Roman von Bram Stocker über Graf Dracula beschrieben. Hier in der Nähe soll der Pfähler gewohnt haben. Er hat seine Feinde entsprechend bearbeitet.
Wir versuchen einen Aussichtspunkt auf dem nahegelegenen Hügel zu finden. Der Aufstieg beträgt mehrere hundert Höhenmeter und jeder Aussichtspunkt ist mit Bäumen zugewachsen. Erst später sehen wir dass rechts vom Schloss ein weisses Kreuz auf einem Felsen ist. Dort wäre die tolle Aussicht gewesen. Dann fliege ich halt mit der Drohne, um die Burg von oben zu bestaunen.

Es zieht ein heftiges Gewitter auf. Es blitzt und donnert. Kurz darauf fahren auf der Strasse neben unserem Schlafplatz 3 Feuerwehrwagen vorbei. Ein Blitz hat eingeschlagen. Nicht im Schloss, weil wir das von unserem Auto aus gesehen hätten.
Die Strasse erinnert uns an Alesund (Norwegen). Damals hatten wir auch neben der Strasse geparkt und kein Auge zugetan. Auch hier rasen die 40 Tönner um die Ecke. Das unheimlich anmutende Schloss, die bedrohlich tönenden 40 Tönner und jetzt merken wir, dass das Gewitterwasser ungebremst direkt in unseren Camper läuft (der Baumunfall lässt grüssen..). Die Bremslichter im Dachhimmel haben einen Sprung und es läuft dort direkt rein. Das Klebeband ist im Kofferraum und ich bin bereits im Schlafanzug. Das fühlt sich nicht ok an.
Ich ziehe die Regenkleider an und wate durch den Schlamm zum Klebeband. Anschliessend versuche ich durch die Dachluke mit Plastik und Klebeband die grössten Löcher "abzudichten". Im Innenraum fängt Tamara die Bäche mit Gefässen auf. Der Regen ist so stark, dass wir nicht mehr aus den Fenstern sehen. Die gröbsten Wasserfälle sind gestillt und Tücher fangen die "letzten" Tropfen auf. Die Nacht wird extrem kurz, weil ich nur mit einem geschlossenen Auge schlafen kann.
Bären und die Burg in Rosenau (Rosnov) (9.7.25)
Zuerst besuchen wir eine Bärenauffangstation welche 120 Bären eine neue Heimat schenkt. Bereits um 9.30 gibt es eine englische Führung. Die Bären haben teilweise zwischen 10-20 Jahren in Gittern bei Tankstellen, Bars und Restaurants gehaust und waren in entsprechendem Zustand. Andere Bären wurden in Konkurs gegangenen Zoos zurückgelassen und sind beinahe verhungert. Auch Zirkusbären, Waisen und zu wenig "Menschenscheue" wild lebender Bären haben dort eine zweite Chance erhalten. Das Waldgebiet ist riesig und die Bären leben zusammen. Bei der Fütterung sehen wir, dass auch hier die Rangordnung eingehalten werden muss. Der stärkste Bär frisst zuerst und vertreibt die anderen mit lautem Brüllen.
Auf der Rosenburg angekommen kommt das nächste Gewitter. Auch hier läuft das Wasser wieder stark an den Türendichtungen herunter. Ich muss den Wagen so drehen, dass das Wasser besser abläuft. Auch dieses Gewitter überstehen wir beinahe trocken. Ich versuche nochmals mein Provisorium nachzubessern und etwas besser abzudichten. Die Panik-Lösung aus Bran hat schon noch einiges an Verbesserungs-potenzial...

Nun wollen wir Tickets kaufen für die Burgbesichtigung und sie sagen, dass diese wegen Renovationsarbeiten geschlossen ist. Unsere Schlechtwettervariante ist ins Wasser gefallen. Eine der bekannten Kirchenburgen in Siebenbürgen werden wir nur von weitem kennen lernen. Darum fliege ich noch mit der Drohne vom Parkplatz auf den nahegelegenen Hügel.
Das Wetter klärt kurz auf und wir spazieren zum Schlosseingang. Das ist der einzige Ort, den wir besuchen dürfen. Die Aussicht auf die dampfenden Wälder und die Stimmung rund um das Schloss sind mystisch und beruhigend zugleich.

Nachdem das Trinkwasser aufgefüllt ist verlassen wir den Parkplatz von Rosenau. Ich will über den glatten Boden fahren und merke nach 10 Meter, dass etwas nicht stimmt. Der glatte Boden entpuppt sich als Schlamm und wir sind bereits bis zu den Felgen eingegraben. Kurzerhand stellen wir auf 4x4 um und die Differenzialsperre wird eingeschalten. Auf diese Weise fahre ich rückwärts durch die tiefe Furche wieder auf den steinigen Boden. Wir werden immer weniger nervös, wenn es um Sand und Schlamm geht. Mal schauen, wann wir zum ersten Mal die Sandbleche unter die Räder legen müssen...
Nachdem wir im nahegelegenen Supermarkt den Vorratskeller wieder gefüllt haben, fahren wir Richtung Holbav. Das liegt nur 30 Minuten entfernt und es interessiert uns, was aus der Kirchgemeinde geworden ist. In den 90er Jahren hatten wir die christliche Kirchgemeinde in Holbav unterstützt, indem wir ihnen als www.egazh.ch einen Traktor gekauft haben. Später einen Mähdrescher und mit zusätzlicher Unterstützung Schul- und Arztequipment. Holbav hat vor nicht allzu langer Zeit das 550 Jahr-Jubiläum seit der ersten Geschichtsnennung gefeiert. Eventuell wurde die Strasse darum vor rund 2 Jahren bis zum Dorfeingang erneuert. Die meisten Häuser hatten bis vor 10 Jahren keinen Stromanschluss und mussten Frischwasser am Dorfbrunnen holen.
Holbav (10.7.25)
Heute haben wir am Waldrand vor Holbav 12 Stunden geschlafen, gefrühstückt und geduscht. Darum ist es auch schon Nachmittag bis wir uns aufmachen das Dorf und das Pastorenpaar spontan zu suchen und hoffentlich auch zu finden. Um 16 Uhr stehen wir vor dem Haus und klopfen an die Haustüre. Schade, dass niemand zu Hause ist. So wollen wir eine Karte schreiben und die Grüsse aus der Schweiz mitteilen. In diesem Moment kommt jemand mit dem Auto und parkt vor dem Haus, der Bruder des Pastors :-). Kurze Zeit später übermitteln wir die Grüsse von unserem Freud aus der Schweiz. Die herzliche Reaktion ist überwältigend. Sofort wird Kaffee und Kuchen aufgetischt und wir fühlen uns wie zu Hause. Nach rund einer Stunde haben wir viele Informationen und über gemeinsame Bekannte und vergangene Erlebnisse ausgetauscht (Google Übersetzer sei Dank).
Um 19 Uhr beginnt der Gottesdienst und sind dringend eingeladen dabei zu sein, weil unser Besuch alle sehr ermutigen würde, wie der Pastor meint. Zuvor besuchen wir noch die älteste Dame im Dorf. Sie wohnt gegenüber der Kirche und wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Tamara und ich haben nun ein neues Ziel - 100 ist das neue 80 ;-). Gemäss den "blauen Zonen", wo sehr viele über 100jährige leben, soll gesundes Essen, Bewegung, Gemeinschaft, Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod/Sinnhaftigkeit (für uns der Glaube an Jesus) sehr nützlich sein für ein hohes Alter :-).
Im Gottesdienst darf ich noch etwas sagen und es wird direkt übersetzt, von einer jungen Frau, welche Englisch spricht. Die Predigt passt sehr gut und es geht um den Psalm 36. Nach dem Gottesdienst werden wir noch von anderen Leuten eingeladen bei Ihnen mit dem Camper zu übernachten - wirklich sehr gastfreundlich, schliesslich sind wir Fremde... Bewegend ist die Erzählung von einer jungen Frau, welche als kleines Kind Geschenke aus der Schweiz erhalten hat und sich an die erste Schokolade aus der Schweiz erinnert. Ein "Täfeli" Schokolade wurde nicht gegessen, sondern im Mund behalten, bis die Schokolade und der Geschmack sich im Mund verabschiedet hat, sie hatten in den 90ern nicht oder gar keine Süssigkeiten und das war für sie ein grosses Geschenk/Erlebnis. Wir tauschen noch darüber aus, wie dankbar Menschen sein können, die wenig haben und wie selbstverständlich es für die Jungen ist, welche die "mageren Zeiten" nicht miterlebt haben, so viel zu haben. Die Gastfreundschaft von diesen Menschen ist überschwänglich. Zum Abendessen sind noch andere Gäste eingeladen und wir verbringen einen herzlichen und lustigen Abend und werden dabei kulinarisch mit rumänischen Leckereien verwöhnt. Natürlich "müssen" wir im Haus übernachten, das Gästezimmer ist für uns vorbereitet und der Camper vor dem Haus geparkt :-).

Abschied in Holbav und Kirchenburgen in Siebenbürgen (11.7.25)
Nach einer erholsamen Nacht duschen wir ausgiebig und sind begeistert über das Frühstücksbuffet. Tamara und ich frühstücken für unser Leben gern und geniessen es sehr mit den liebenswerten Menschen zusammen zu sein. Die freundlichen Menschen in dieser Kirchgemeinde werden in unseren Herzen in Erinnerung bleiben.
In Siebenbürgen, oder eben in Transsilvanien gibt es über 100 erhaltene Kirchenburgen. Ungarn bot Deutschen Familien Land an, wenn sie Burgen bauen und das Land gegen Feinde aus dem Osten verteidigen. So entstanden mehrere hundert Dörfer mit Kirchen, welche mit den Jahren zu Kirchenburgen weiter ausgebaut wurden. Darum ist hier auch fast alles auf Deutsch angeschrieben. Auf der Fahrt von Holbav zur Kirchenburg Prejmer verarbeiten Tamara und ich noch die Eindrücke des Besuches in Holbav.
Die sächsische Kirchenburg Prejmer (Tartau), ist ein besonderer Befestigungsort. Tartlau hat die mächtigste Ringmauer unter den sächsischen Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) Die Burg hat beinahe einen Kilometer Umfang und die Mauer ist 5 Meter dick. Der Eingangs-Tunnel ist stark befestigt und rund 30 Meter lang.

Rundherum sind wabenförmige 270 Wohnungen und Vorratsräume an die Befestigungsmauer angebaut. Darunter Vorratsräume und von jeder Wohnung aus einen direkten Zugang in den kreisförmigen, 800 Meter langen und 10 Meter hohen Abwehrbereich mit den Schiessscharten und den Pechnasen. Auch das erste Maschinengewehr, die sogenannte "Todesorgel" sind in die Mauer eingebaut.
In der Mitte ist die evangelische Kirche in Form eines griechischen Kreuzes gebaut. Die erste Kirche stammt aus dem Jahre 1218 und ist nach dem typischen Zisterziensergotik Stil gebaut. Erst 1421 nach dem ersten Einfall der Türken wurde die Befestigungsanlage ausgebaut.
In angespannten Zeiten wurde im 14t Jahrhundert die Schule bereits innerhalb der Mauern durchgeführt.
Die Fahrt geht weiter zum nächsten Kirchenkloster Deutsch-Weisskirch (Viscri). Dort sind wir bereits spät dran und Tamara findet wieder einen ruhigen Schlafplatz mitten im Nirgendwo.

Nach dem Abendessen besuchen uns noch 3 streunende Hunde und eine Herde Schafe. Auch der Nebel zieht im Abendrot die Wiesen hoch. Es sieht etwas gespenstig aus. Heute werden wir sicherlich ruhig schlafen.
Sighisoara (Schässburg) (12.7.25)
Früh am Morgen wecken uns die Glocken der Schafherden. Wie eine weisse Lawine rollen sie den Hang hinauf und folgen der Stimmer des Hirten.
Der Weg führt uns über die Kirchenburg Deutsch-Weisskirch. Die sächsisch geprägte Dorfstruktur findet sich überall in Siebenbürgen wieder. Lange gerade Strassen, an denen Die Haupthäuser rechtwinklig mit Verbindungsmauern zum Nachbarn gebaut sind. Parallel zur Strasse verlaufen die Ställe und Lagerhäuser. Das ist hier auf dem Foto besonders gut ersichtlich.

Auf den einen Häusern sind Lebensweisheiten angeschrieben wie zum Beispiel:
"Lasset uns am Alten so es gut ist halten.
Aber auf dem alten Grund Neues wirken jede Stund."
Im Museum der Kirchenburg ist beschrieben, wie sich dieser Ort organisiert hat. Es gab die Kirche und sogenannte Nachbarschaftseinheiten, bei welchen alle 2 Jahre jemand anders die Verantwortung über die zu verteilenden Aufgaben hatte. Bei der Stabsübergabe nach zwei Jahren gab es eine Abrechnung, ob der Job richtig gemacht worden war. Alle Kosten und Aufgaben wurden während der Amtsdauer sehr genau aufgeschrieben. Die Kirchenburg ist kompakt gebaut und bietet nur wenigen Familien Schutz.

Auch hier im Museum stelle ich fest, dass sich die Leute damals an Wänden, auf Decken und Kacheln immer wieder Lebensweisheiten im Alltag in Erinnerung gerufen haben.
Die vielen Lebensweisheiten geben mir in Anbetracht des herrschenden Individualismus und Egoismus zu denken.
"Ein jeder Schmerz lässt sich verwinden, eine jede tiefe Wunde heilt.
Nur eine Seele musst du finden, die alle Schmerzen mit dir teilt."
"Wer im Frieden leben will, der schweige still und dulde viel. "
Die evangelische Kirche hat eine weisse Orgel und uralte Bänke. Nur aus der Kirche können wir durch eine enge Wendeltreppe in den Haupt Verteidigungsturm gelangen. Von dort ist die Aussicht fantastisch.


Spannend sind auch die verschiedenen Museen mit Werkzeugen, Kochutensilien und Spinnrädern. Säcke und grobe Kleidung wurden aus Hanf angefertigt. Feinere Kleidung aus Flachs. Die Methode war ganz ähnlich. Damals brauchte es keine Partner Vermittlung Plattformen. Die Mädchen liessen einfach ihre Spulen fallen, wenn ihr Lieblingsbursche vorbei ging. Wenn er sie aufhob war ein Kuss die Belohnung.
Das Dorf ist malerisch und ein Spaziergang lohnt sich. Die Lieblingsfarben der Häuser ist Blau in den verschiedensten Tönen.
Kurz vor der Weiterreise fliege ich noch "schnell" mit der Drohne. Und prompt bleibt sie beim Landen in einer Baumkrone auf ca. 4-5 Meter Höhe hängen. Unter dem Baum Büsche und Dickicht. Es ist unmöglich rauf zu klettern und eine Säge habe ich nicht dabei. Ich finde einen Stock und zerbreche ihn in 40 cm Stücke, um nach der Drohne zu werfen. Wie durch ein Wunder treffe ich die Drohne beim 4. Stockwurf und sie landet weich und wohlbehalten auf den Büschen. Gott sei Dank!
In Sighisoara (Schässburg) parken wir zentral und besuchen die Altstadt. Das Städtchen ist abwechslungsreich und spannend um einen Hügel gebaut. Imposant dabei ist das Stadttor mit dem schönen Dach und dem speziellen Uhrwerk.
Der Vater der "Pfählers" Vlad Dracul hat hier mitten in der Stadt im orangen Haus gewohnt
Vom Dorf führen 176 Stufen mit einer Überdachung bis zum Gymnasium. Das ist schon eine Wertschätzung für die Schüler, wenn der Schulweg so aufwändig und komfortabel gestaltet ist. Vielleicht hat das zwischen 1445-1522 zusätzlich zu guten Leistungen geführt, weil in diesem Zeitraum mindestens 95 Studenten an die Universität in Wien gegangen sind.
Auf der Weiterfahrt finden wir in jedem Dorf eine Kirchenburg und die aneinander gereihten Häuser mit Mauern dazwischen. Was auffällt ist, dass die sächsischen Familien betreffend Baustil nicht miteinander Erfahrungen ausgetauscht haben. In jeder Burg hat sich jemand verwirklicht.
Wir können jedoch nicht alle besuchen und wollen heute noch die Transfăgărășan Strasse erreichen, weil morgen früh das Wetter schön sein soll.

Tamara hat wieder einen tollen Platz am Fluss Olt gefunden. Wir parken etwas abseits der vielen Weekend Fischer. Die Aussicht auf den Fluss ist in den Abendstunden einfach grossartig.
Transfăgărășan (13.7.25)
Der Morgen ist früh um 5.20 Uhr und wir wachen vor dem Sonnenaufgang auf. Die besondere Stimmung mit dem Nebel geht etwas an uns vorbei, weil es einfach zu früh ist.

Bereits um 7 Uhr sind wir auf der rund 100 km langen Bergstrasse durch die Transsilvanischen "Alpen" Rumäniens, den Karpaten. Wir sind sozusagen die Ersten, die sich auf den Weg machen. Ich fahre langsam den Berg hoch und erwarte nach jeder Kurve einen Braunbären, wir haben gehört, es soll manchmal welche gesichtet worden sein. Über der Baumgrenze angekommen schwindet die Hoffnung auf einen Bären. Dafür ist die Sicht auf 2042 Meter über Meer einmalig. Die geschlängelte Strasse ist gut ausgebaut und dank meinem Fahrstil geht es auch Tamara ausgezeichnet.

Am Vidraru See angekommen fasziniert uns das Panorama so sehr, dass wir beinahe die Bären vergessen haben. Es hat aber immer wieder Schilder, mit der Aufforderung Bären nicht zu füttern. Es muss also.. welche haben.
Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und wir sehen einen kleinen dunkeln Bären im Gras neben der Strasse sein Frühstück geniessen. Er knabbert friedlich an den Blümchen und wir sind hin und weg. Es kommt uns in den Sinn, dass 80% der Bären Vegetarier sind. Oder waren es 80% vegetarische Nahrung und 20% Fleisch. Hmmm, wir bleiben natürlich im Auto und schauen dem kleinen Kerl eine Weile zu - bei geschlossenem Fenster...

Ein älterer Bär kommt soeben aus dem Wald und schaut über die Planken. Weiter unten sitzt ein ausgewachsener Braunbär und wartet wohl auf einen Snack, den er von den Menschen erwartet. Scheinbar wurde eine italienische Töfffahrerin von einem Bären letzten Monat angegriffen und in den Wald gezerrt. Bären haben Menschen nicht gern und halten sich normalerweise eher fern von ihnen, darum ist füttern nicht gut, sie gewöhnen sich zu sehr an den Menschen - das haben wir alles von unserem Besuch beim "Bärenauffanglager" erklärt bekommen.
Tamara und ich sind sehr glücklich und werden den "kleinen" an den Blumen knabbernden Bären nicht so schnell vergessen. Auf dem Rückweg nehmen wir die E81 nach Sibiu. Heute ist in einigen Ländern Ferienanfang. Darum ist die Strasse Richtung Süden komplett verstopft. Deutsche, Holländer, Polen und Belgier sind häufig unterwegs.
Tamara hat recherchiert und einen 6er Campingplatz in der Kirchenburg Hammersdorf gefunden. Das heisst, dass wir mitten in einer Kirchenburg sicher schlafen dürfen.

Am Montag planen wir unserer restliche Strecke für die nächsten 4 Wochen. Mal schauen, wo es uns hintreibt. Schön, dass du als Leser/in mit uns auf der Reise dabei bist.















































































































































































































Gratulation zum Reise-Jahrestag :)