Skandinavien-Norwegen-Bergen nach Kristiansand
- Walter Blattmann
- 7. Nov. 2024
- 15 Min. Lesezeit
In Bergen entfliehen wir dem starkem Regen und den drohenden Überschwemmungen und fahren der Küste entlang Richtung Süden. Das Wetter ist mild und die Fähre von Kristiansand nach Dänemark ist gebucht. Es fühlt sich langsam an wie nach Hause fahren. Aber das machen wir ja schon seit dem Nordkap:-)

Fahrt nach Haugesund (25.10.24)
Wir sind im Süden angekommen. Die meisten der 5 Mio Einwohner von Norwegen wohnen im Süden und benutzen auch dementsprechend die Strassen. Darum ist es auch nicht verwunderlich dass wir in den ersten Stau seit 4 Monaten kommen. Doch das ist wie alles im Leben: Er geht vorbei, und die Ampel steht wieder auf grün.
Tamara sucht wieder einmal einen tollen Schlafplatz vor der Stadt. Der Glatte See inspiriert zum fotografieren.
Wir geniessen die ruhige Nacht sehr. Darum schlafen wieder einmal aus und essen erst um 10.30 Uhr Frühstück.
Wäschetag in Haugesund (26.10.24)
Wir kaufen noch ein, waschen das Auto und fahren zum online gebuchten Campingplatz in Haugesund. Die Rampe öffnet automatisch mittels Kennzeichen-Erkennung. Auch der Platz ist online bestätigt und der Code zu sämtlicher Infrastruktur per Mail übermittelt. Das nenne ich einen digitalisierten Campingplatz. Und er liegt direkt an der Nordsee bei Denkmal von Harald Schönhaar. Das Monument erinnert an den ersten König nach der Wikingerzeit vom vereinten Reicht der 29 Stämme hier mit der grossen und den 29 kleinen Säulen gewürdigt. Der Campingplatz liegt nur wenige Meter vom Monument entfernt. Auch das 3 Meter hohe Kreuz aus dem Jahr 1000 nCHr. zeugt davon, dass an diesem Platz wichtige Urteile gefällt wurden. Gerichte fanden damals immer draussen statt. Zwischen unserem Camper und der Nordsee hat es nur noch einige Wildschafe.
Kurz vor der Abenddämmerung spazieren wir noch die Küstenstrasse entlang und entdecken ein selbstkritisches Werk der Norweger von einem englischen Künstler.
Es zeigt 4 Rosse wobei die Köpfe die Form von Ölpumpen haben. Dabei sind zwei der Pferde mit erhobenem Kopf nicht am pumpen und die Kinder auf den Perden hoffen auf eine nachhaltige Energieversorgung ohne Öl. Auf den Pferden mit den Köpfen im Wasser sind die Ölpumpen voll am Werk und darauf sitzen ältere Herren, welche das scheinbar nicht interessiert. Seit 2021 steht dieses Mahnmal hier und deutet auf die Ölförderung von Norwegen hin und die Bunker aus dem 2. Weltkrieg liegen gleich daneben.
Haugesund (27.10.24)
Nach einer erholsamen Nacht frühstücken wir um 10 Uhr ausgiebig mit feinen Pancakes und frischen Früchten. Danach machen wir uns frisch für die Stadtbesichtigung. Der Weg führt der Küste entlang zwischen hübschen Siedlungen hindurch. Die Häuser sind grösser und die abgeschrägten Dächer haben etwas von unseren Berner Häuserstil. Schon von weitem sehen wir die Ölplattform im Hafen stehen. Auch im Bild oben mit den vier Pferden ist die Ölplattform links hinten sichtbar.
Die "Konverterplattform" DolWin epsilon reiste im letzten Jahr rund 60 Tage huckepack auf einem Schiff von Singapur nach Norwegen. Im Hafen von Haugesund wird sie nun in Betrieb genommen und soll von hier schwimmend auf hohe See transportiert und installiert werden. Die Plattform ragt über die idyllischen Holzhäuser hinaus und wirkt sehr imposant.

Wir geniessen das "stadtschlendern" sehr und essen noch einen Zmitttag-Znacht im Restaurant. Es dunkelt schon ein und wir hören Gesang aus der nahegelegenen Kirche. Wir sind die letzten Mal etwas angebrannt mit den englisch Übersetzungen und darum zögerlich beim rekognoszieren.
Wir werden herzlich eingeladen in der Predigt dabei zu sein. Freundlich werden wir begrüsst und die Übersetzung von Ruanda auf Englisch ist hervorragend. Der Prediger ist ein herzlicher Man. Bereits in der Einleitung begrüsst er eine neue Familie und bittet diese nach vorne um sie willkommen zu heissen. Auch ein Neugeborenes wird gesegnet und für das Kind gebetet. Die Predigt ist sehr ansprechend und für unseren Alltag hilfreich. Es geht um unsere Motive, warum wir etwas tun. Es geht auch darum dass Vergebung ein Geschenk ist und nicht von unseren Taten abhängig ist. Nach der Predigt werden wir zum Kaffee und Kuchen eingeladen und plaudern mit den Leuten über das Leben.

Empfehlung ***** From God's Vision for all Nations
Haugesund ist eine beeindruckende Stadt und auf jeden Fall wert dort einige Tage zu verbringen. Auch Harald Schönhaar lernen wir kennen:-)
Ankunft in Stavanger bei den «drei Schwertern» (28.10.24)
Es ist bereits wieder fortgeschrittene Zeit und es dämmert jetzt bereits um 4 Uhr. Trotzdem versuchen wir noch vor Nachteinbruch die 3 Schwerter von Stavanger zu finden. Entsprechend fahre ich in der maximal vorgeschriebenen Geschwindigkeit, parke auf dem ersten Parkplatz und springe aus dem Wagen. Gott sei Dank erleben wir ein Abendrot und sehen die legendären Schwerter noch in der Abendsonne. Hier hat eine wichtige Schlacht der Wikinger stattgefunden und zum Zeichen, dass hier Frieden herrschen soll, wurden die Schwerter sozusagen in den Felsen «gerammt». So dass es auch den stärksten Männern nicht möglich ist diese aus dem Felsen zu reissen. Das mittlere Schwert «gehört» Harald Schönhaar dem König und es ist über 90 Meter hoch.
Auf dem nahegelegenen Parkplatz finden wir direkt am Meer einen Parkplatz zum Schlafen. Weil es viel zu früh ist, machen wir uns auf einen Spaziergang. Der Weg führt uns direkt vom Parkplatz auf die sehr schön angelegte Uferpromenade. An den Felsen entlang durch gediegene Quartiere am Meer mit Privatparkplatz für die Jacht oder das Wasserflugzeug. Auch die Saunahäuschen sind in angenehmer Distanz vom Haus am Meer gebaut. Die Norweger wissen die gute Lage zu schätzen und haben entsprechende Fensterfronten mit Richtung Meer in ihren prachtvollen Häusern.
Stadtrundgang Stavanger (29.10.24)
Wir schlafen sehr gut, frühstücken gemütlich und essen das selbstgebackene Brot. Das Wetter ist nicht überragend und so frühstücken wir noch etwas länger und fahren anschliessend Richtung Stadt. Die nette Stimme des Navigationssystems führt uns direkt ins Zentrum und wir versuchen einen Parkplatz zu finden auf dem wie auch gleich übernachten können. Das ist nicht so einfach bei Parkgebühren von 4-5 Euro pro Stunde. Kurz entschlossen fahren wir nach Eikeberg in ein Aussenquartier wo wir gratis parken und ein direkter Bus 2 oder 3 fährt uns in nur 20 Minuten ins Zentrum von Stavanger. Im Bus können wir nur bar bezahlen und wir haben zu wenig Kronen. Die nette Busfahrerin meint das wir einsteigen und drinnen online über das App bezahlen können. Sehr freundliche und unkompliziert. Als erstes besorgen wir uns im Bahnhof eine Stadtkarte. Wir realisieren sehr schnell, dass die beiden Stadtteile sehr nahe beieinander liegen. Im Hafen liegen die Hochsee Fischerboote welche aussehen wie LKW Zugmaschinen: Vorne hoch und hinten Flach für das Einziehen der Netze.
Was hier in Stavanger besonders ist, ist die klare Haltung zur Ölförderung. Es gibt auch ein Ölmuseum und es ist bekannt, dass der Wohlstand hier auch mit der Ölindustrie zu tun hat. Einige wenige Graffitis machen auf die Kontroverse aufmerksam.
Überhaupt hat auch diese Stadt viele kunstvolle Street Art Malereien, welche es sich lohnt zu finden.
Es lohnt sich auch am Abend durch die Strassen zu schlendern, ein oder zwei Gläser Wein zu trinken und eine lokale Fischsuppe zu essen. Der obligatorische Zimtschneck darf natürlich auch nicht fehlen. Den ganzen Tag hat es Nieselregen. Das ist der Regen, der dich nicht nass aber immer mehr feucht macht.
Besuche der berühmten Jaerenlandschaft (30.10.24)
Tamara «die Genüssliche» hat die Idee an einem schöneren Ort zu frühstücken. Und wie viele, oder eben die meisten Vorschläge zeigt sich auch dieser als sehr positiv. Schon die Hinreise ist fantastisch. Immer wieder begeistern mich die schroffen Felsen.
Am Borestranda frühstücken wir auf einem riesigen aber leeren Parkplatz. Danach machen wir uns zur Stranderkundung auf. Hohe, mit Gras überwachsene Dünen und weisser Sandstrand, wo das Auge reicht. Wir geniessen die Wanderung, welche nach unserem Geschmack ist. Hier gibt es keine sumpfigen Moore oder steil abfallende Höhenangstwege. Einfach nur geradeaus auf dem weichen Sand und ab uns zu kommt die Sonne durch.
Typische Steinmauern in der Jaerenregion
Alle Wiesen hier wären seit Jahrhunderten voller Steine. Bereits die Wikinger hatten den Königsweg mit Steinen gesäumt und die Bootshäuser mit Steinen ins Meer hinausgebaut. Auch die Gräber mit Durchmesser von teilweise bis 10 Meter sind mit Steinen gebaut. Die Wikinger betrieben Handel mit Canada, Island, England und über das Mittelmeer bis nach Griechenland. An dieser Küste finden sich noch einige Zeitzeugen über die Wikingerzeit zwischen 600-1200 nach Christus.
Traumstrand in Orresanden
Auch dieser Strand wird von uns erkundet und bewandert. Tamara und ich geniessen den Sand und das Meer. Ich auch die Steine und die Muscheln von denen ab und zu ein Exemplar im Sand zu finden ist. Auch auf diesem Strand sind Tamara und ich alleine unterwegs.
Wir fahren weiter zu einem «unbemannten» Campingplatz der Videoüberwacht ist und wir die einzigen Gäste sind. Wie auf den Infotafeln beschrieben kommt um 18 Uhr auch jemand und klopft an die Türe zum Einkassieren. Hier will ich noch einmal darauf hinweisen, dass die Norweger beinahe alles im Bereich Verkehr digitalisieren. Fährgebühren, Parkkosten, Mautstrassen und Parkbussen werden über das Nummernschild elektronisch abgewickelt. Du erhältst Rabatt, wenn du eine Kreditkarte auf einer Website hinterlegst, weil sie dann keine Papierrechnung nach Hause senden müssen.
Besuch in Egersund 30.10.24
Der morgendliche Spaziergang führt uns in den Nahegelegenen Frisbee Park. Das ist hier sowas wie ein Volkssport. Ähnlich wie Golf einfach mit Frisbee und das Loch ist hier ein Korb indem der Teller am Schluss laden muss. Zuerst denken wir, dass das einfach ist, bis wir zu diesem Posten kommen wo der Teller über den See in den Korb fliegen soll. Da empfiehlt sich das günstige Einsteigerset um zu Hause diskret zu üben.
In Egersund kommen wir an und wissen nicht genau woher der Geruch kommt. Als monatelange Camper kann uns natürlich auch unsere Nase an der Nase herum führen. Aber irgendwie riecht alles merkwürdig, bis wir bemerken, dass die Hochseeschiffe für den Fischfang direkt im Hafen stehen und dort der Fisch verarbeitet wird. Wir sind froh, dass wir nicht die Ursache der Emissionen sind-, schliesslich haben wir eine Dusche und die wird regelmässig benutzt. Nun schauen uns Egersund an. Auch diese Stadt hat schon einige Brände hinter sich aber die Norweger haben die Häuser wieder tip top restauriert und aufgehübscht.
Was hier auch auffällt ist die hohe Dichte an Freikirchen. Heilsarmee, Methodisten und Frykirk. Das sind die Kirchen, welche seit Generationen europaweit das lutherische Glaubensbekenntnis leeren. Und wenn wir schon mal in der Stadt sind gehen wir doch in den lokalen «Intersport». Dort finden wir zwei T-Shirts aus Merinowolle von einem norwegischen Hersteller zu günstigen Konditionen und wir schlagen spontan zu.
Fahrt durch den Geopark (31.10.24)
Die Weiterfahrt führt uns zum Geopark. Die Gesteinslandschaft ist einzigartig und erinnert etwas an Jumborock in den USA. Die Steine sind teilweise abgeschliffen und mit Rissen wie ein Puzzle aufeinandergestapelt. Ich werde mich sicher informieren, wie das Gelände entstanden ist. Mich interessiert die Kontinentalverschiebung rund um die Eiszeit sehr. Hier gibt es Magmagestein obwohl es hier keine Vulkanvorkommen hat. Vor lauter Begeisterung fliege ich noch mit der Drohne.

Auf 120 Meter Höhe kann ich bis zum Meer sehen. Das Fjell mit den vielen Seen, die Windräder und auch der Stausee sind in der Ferne sichtbar.

Ich liebe es mit der Drohne zu fliegen und bin so dankbar, dass mir meine Kinder dieses Geschenk gemacht haben. Diese Weite kannst du dir, bei fahren zwischen den Felsen nicht im Traum vorstellen.

Sogndalstrand
Es wird Abend und wir suchen einen Schlafplatz in der Nähe von Sogndalstrand, einem hübschen Fischerdorf am Fluss. Dieses Dorf hat eine spannende Geschichte, weil es wegen Abwanderung der Einwohner zu einer Geisterstadt wurde. Dann wurde das Dorf unter Denkmalschutz gestellt und ist erst vor wenigen Jahren wiederbelebt worden. Scheinbar muss das Lachsvorkommen im Fluss auch ein besonderes Spektakel sein.
Wir stehen am Hafen und telefonieren. Dabei geht die Sonne unter und wir erleben ein gewaltiges Abendrot.

Anschliessend fahren wir zum Schlafplatz und laufen rund 15 Minuten zurück in die Stadt. Der Himmel ist immer noch Lila und wir können den Sonnenuntergang noch von den Klippen beobachten.
Das Dorf ist sehr hübsch mit Einkaufsläden und Restaurants. Nur sind um 18 Uhr alle bereits geschlossen.
Wir nehmen einen Apéro im Camper mit Chardonnay, Guacamole, Oliven usw. und geniessen einen ruhigen Abend.
Weiter auf der Nordseeroute von Stavanger nach Kristiansand (1.11.24)
Die fantastische Küstenstrasse führt durch den Geopark an Fjorden entlang und die Abwechslung ist gross. Kurz vor dem Ort Flekkefjord kommen wir zum Jossingfjord ein Tal mit dramatischen Felsformationen. Hier wurde auch durch britische Kampfjets im 2. Weltkrieg das Schlachtschiff «Altmark» der Reichsmacht zerstört. Dieser Angriff auf Deutschland wurde zum Anlass genommen Norwegen zu besetzen.
In der gleichen Bucht befindet sich heute ein Wasserkraftwerk, welches Strom für den Bergbau der nahegelegenen Fabrik liefert. Es werden seltene Gesteine von Granit bis Gneiss, aber vor allem auch Norite und Anorthosite abgebaut. Die Entstehung dieser Gesteine unter dem Druck der Kontinentalverschiebung fasziniert mich sehr. In diesem Tal können auch die berühmten Instafotos gemacht werden auf dem zwischen zwei Felswänden eingeklemmten Felsen. Das lassen wir aber wegen der nassen Steine lieber aus. Im Tal unten gibt es noch zwei von drei Häusern aus dem 16t Jahrhundert. Diese sind unter einer Felsenhaube gebaut dem sogenannten «Helleren». Diesen geschützten Ort nahe am Fjord haben bereits Menschen vor tausenden von Jahren bewohnt. Die Häuser dürfen besucht werden, jedoch nur 5 Touristen aufs Mal. Wir sind die ganze Zeit alleine dort. Wir können uns die Schlange vorstellen, wenn Tausende von Besuchern während der Saison die Häuser besuchen.
In Flekkefjord fahren wir vorbei, weil wir vor Sonnenuntergang unbedingt in Mandal sein wollen. Obwohl dort die Sonne, die Kaffees und die hübschen Strassen schon sehr verlockend gewesen wären für einen Sponti-Stopp.
Mandal die südlichste Stadt Norwegens
Wir essen in einem hübschen griechischen Restaurant. Wir essen Kyros und Greek Salad und geniessen die nette Atmosphäre mit den Einheimischen. Plötzlich ist es 19.30 und alle zahlen und verlassen das Restaurant. Es ist nun leer und wir fragen uns und den Wirt, ob er schliesst. Er beruhigt uns und wir bestellen noch selbst gebackenen Dessert mit Vanilleeis. So kommen wir im leeren Restaurant mit dem Wirt ins Gespräch. Er kommt von diesem Ort und seine Frau ist aus Griechenland. Er war auch schon in Zermatt zum Skifahren und gibt uns Insidertipps für Südnorwegen. Wir bedanken uns für den netten Abend und suchen einen Schlafplatz, den wir auch gleich nebenan finden.
Der Parkplatz in Mandal ist voll. Ein letzter Parkplatz für die Nacht ergattern wir uns und machen uns «bettreif». Wir wundern uns darüber, dass hier so viele Autos sind. Wir hören einige Autotüren und als wir nachschauen ist bereits ¾ des Parkplatzes leer. Es hat schon Vorteile, wenn 80% der Norweger ein «Steckerfahrzeug» besitzt. Die Lärmemissionen sind massiv geringer. Darum haben wir nicht gemerkt, dass der Grossevent in der Stadthalle beendet ist und alle nach Hause gehen. Trotz Halloween Party Bassgeräuschen schlafen wir schnell ein.
Brekkesto die ruhigste Stadt in Norwegen (2.11.2024)
Frühstück wollen wir nicht auf den Parkplatz essen und fahren in ein Küstendorf ausserhalb von Mandal. Ein schöner Parkplatz an einem Minifjord mitten im Quartier bietet uns den perfekten Frühstücksplatz.
Es ist erst 8.30 Uhr und bereits die ersten Harpunentaucher machen sich bereit ins kühle Nass zu steigen. Wir sitzen bei 2 Grad in der Wärme, nippen an unserem Kaffee und staunen über die «Unverfrorenheit» der beiden Norweger. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang. Die Häuser sind in die Felsen eingefügt und besitzen teilweise eigene Häuschen am Strand oder Holzplattformen mit direktem Meerzugang. Sehr gediegen und gepflegt. Auch die Häuser sehen eher nach Zürcher Goldküste aus, einfach in Holz designt.
Wo die Zeit still steht
Die Fahrt geht weiter der Küstenstrasse entlang. In Brekkesto steht die Zeit still. Wir parken ausserhalb des Dorfes und spazieren zum Hafen. Dort sitzen wir auf eine Bank und schauen auf das glatte Meer und die Schaereninseln hinaus. Es ist mucksmäuschenstill und mir wird es fast etwas zu ruhig. Tamara sitzt auf der Bank und fühlt den Ort und ich klettere auf den nahegelegenen Felsen herum. Faszinierend, was ein stiller Ort für unterschiedliche Reaktionen auslöst.
Grimstad die schöne Hafenstadt
Die letzten zwei Tage waren etwas viel Eindrücke aufs Mal. Darum sind wir froh, ist Grimstad überschaubar gross und einfach hübsch. Die weissen Holzhäuser sind in dieser Stadt jedoch omnipräsent, überall zu sehen. Wir bleiben bis es dunkel ist und fahren anschliessend nach Arendal zu einem ruhigen Schlafplatz.
Für alle, die noch nie in Norwegen waren ist ein Vinmonopolet ein Fremdwort. Es ist aber so, dass die Alkoholabgabe staatlich kontrolliert ist und die Läden nur wenige Stunden am Tag offen sind. Kann mir gut vorstellen, dass die Lichter in den Fenstern und die Farben an den Häusern nicht mehr genug aufheitern, wenn im Norden die Sonne im Dezember nicht mehr aufgeht und das Tageslicht im Süden nur noch von 10.30-15 Uhr ist. Da kann der eine oder andere schon versucht sein zur Flasche zu greifen.
Nach Risor zu den grössten Gletschermühlen Nordeuropas (3.11.2024)
Auf dem Parkplatz Skallvika finden wir den Aussichtspunkt zur Wanderung an die Gletschermühlen. Der Weg ist spannend und nicht einfach zu finden. Der Weg führt durch Tannenwälder, kleine Schluchten und von Gletschern langgezogene Felsen. Wir treffen an der Küste ein und sind alleine. Wir bestaunen die tiefen Gletschermühlen mit teilweise bis zu 5 Meter Durchmesser. Das Wetter ist fantastisch und der Wind ist sehr drohnenfreundlich, wofür ich natürlich sehr dankbar bin.



Ein Paar und zwei weitere Personen kommen im Laufe des «Abends» (Sonnenuntergang ist um 16.20) dazu. Am Jettegrytene treffen wir nur Einheimische auf ihrem Sonntagsspaziergang. Ein nettes Paar geben uns Tipps aus der Umgebung und empfehlen uns auch nach Risor zu gehen, eine hübsche kleine Stadt. Sie zeigen uns auch einen Parkplatz in Randvik neben dem Kindergarten in dem die Frau arbeitet und auf dem wir parken können. Diesen Parkplatz nehmen wir am nächsten Morgen auch zum Startpunkt unserer Wanderung nach Risor.
Wir werden stutzig, als beim schönsten Abendrot die Einheimischen bereits aufbrechen. Es dämmert uns jedoch, als wir erkennen, dass es schnell dunkel wird und wir den Heimweg eher auf Umwegen und mit erhöhtem Unfallrisiko auf uns nehmen würden. Wir entschliessen und an die Fersen der Einheimischen zu heften, was sich als klug erweist.
Risor der Geheimtipp von Norwegern (4.11.2024)
Am Kindergarten ist wie angekündigt ein Parkplatz den wir gerne in Anspruch nehmen. Die Wanderung führt uns über zwei Sandstrände um die Halbinsel. Gott sei Dank hat uns das norwegische Paar auf gutes Schuhwerk hingewiesen, weil einige Kletterpartien überstanden werden müssen. Wir wandern gleich weiter nach Fillisvika und dann nach Risor. Uns ist aber klar, dass wir diese Wanderung nicht im Dunkeln machen wollen und die Sonne geht bereits um ca. 4 Uhr unter.
Das grösste dänische Crevetten Sandwich in Risor
Wir kommen im schönen Risor an und kehren im Rashusgata spiseri&mer ein. Ein Däne führt das leckere Restaurant und empfiehlt mir das dänische Berg-Crevetten Sandwich. Lautstark erklärt er uns, dass die Norweger nur flache und auch keine feinen, Sandwiches zubereiten können. Einige Gäste drehen den Kopf und lachen, weil sie die Sprüche bereits kennen. Auf jeden Fall werde ich nicht enttäuscht!

In Risor ist es vorgeschrieben alle Häuser weiss zu malen. Ausnahmen sind Hinterhöfe. Dort können auch günstigere Farben wie orange oder rot verwendet werden, das hat uns das norwegische Paar am gestrigen Abend erzählt. Was auch einzelne Häuser so machen und die Farben lockern das weiss in weiss etwas auf. Auch in dieser Stadt fallen die vielen christlichen Freikirchen auf wie zum Beispiel die Babtistkirken, die Frikirken der evangelisk Lutherske und natürlich wie in jedem Dorf die Frelsesarmeen. Die Frelsesarmeen (Heilsarmee) freut mich immer besonders, weil dort schon meine Grossmutter den Gottesdienst in Samstagern besucht hat.
Auch auf dem nahegelegenen Berg gibt es einen grossen, natürlich weissen Felsen. Er hat den Namen «Risorflekken». Der Fels scheint in der Abendsonne hell und ist darum von weither sichtbar. Er diente in früheren Zeiten als Orientierung für die Segelboote. Auf dem Berg angekommen finden wir auch eine Festung aus dem 2. Weltkrieg. Überall gibt es Schützengräben, Kanonenfundamente und Bunkeranlagen. Im Städtchen kaufen wir noch typische Fausthandschuhe (von den Norwegern abgeschaut…) für die besonders kalten Tage und machen uns auf den Heimweg zum Camper.
In der Zwischenzeit ist es bereits dunkel und auch heute haben wir wieder 17768 Schritte unter unsere Füsse genommen. Ich fliege noch kurz eine Runde mir der Drohne. Einfach weil ich Lust habe und es Spass macht.

Trotz der um 17 Uhr eingebrochenen Nacht, fahren wir noch Richtung Kristiansand und finden dort einen ruhigen Parkplatz hinter einem Industriequartier am Waldrand.
Kristiansand heisst übersetzt «Das stimmt» (5.11.2024)
Nach 10 Stunden Schlaf wachen wir um 8 Uhr auf. Der erste genüssliche Moment im Tag ist, wenn du ausgeschlafen erwachst und noch etwas liegen bleibst-, einfach weil du Zeit hast. Wir frühstücken ausgiebig und machen uns für die Stadt Kristiansand bereit. Das heisst konkret,-wieder einmal rasieren😊. Der Weg ist kurz und wir nehmen den zur Altstadt nahegelegenen EasyPark Platz beim Hafen. Die Stadt ist überschaubar und fussläufig und so sehen wir mit 14034 Schritten die schönen Plätze. In Posebyen, der Altstadt von Kristiansand, gibt es keine Shops und Einkaufsmöglichkeiten. Hier wohnen die Leute noch in den ursprünglichen, weissen Holzhäusern. Gleich dahinter die City Beach mit dem Hallenbad und den Neubauten mit Sicht auf das Meer.
Im Zentrum der Stadt steht der imposante, neugotische Dom aus Stein und innen ganz aus Holz. Dieser Dom ist von allen Ecken und Enden der Stadt sichtbar. Ein netter Herr erklärt uns in der «Domkirke», dass die Vorgängerkirchen seit 1682 immer einem Feuer zum Opfer gefallen sind. Der heutige Dom wurde im Jahr 1885 neu gebaut. Die Orgel ist auch besonders an dieser Kirche. Der Organist sitzt vorne links, zu den Gästen hingewandt und kann von seinem Platz aus, die Flöten der grossen Orgel und die Flöten der kleinen Orgel bespielen. Darum finden hier auch immer wieder Konzerte statt, weil das doch eine besondere Akustik ermöglicht.
Wir haben Hunger und suchen im Quartier beim Fish Market ein Restaurant. Es ist Mittag und die Restaurants öffnen erst am Abend. Auch im Fish Market ist heute die Küche leider geschlossen. Der Weg hat sich trotzdem gelohnt, weil dort das weltweit bekannt Kunstmuseum ist und auch die Odderoya mit verschiedenen Militäranlagen, welche an vergangene Kriege erinnern.
Gleich hinter dem Fischmarkt werden Container von Schiffen umgeladen. Auch einige Künstler haben sich an den Containern mit Street Art ausgetobt.
Natürlich dürfen zwei Dinge nicht fehlen. Erstens badende Einheimische, welche wir wie in einem schlechten Alptraum wirklich an der City Beach baden sehen. Natürlich dürfen auch die Zimtschneggen nach einem feinen Mittagessen nicht fehlen. Wir kaufen noch zwei to-goe ein, weil wir noch zu Besuch gehen und nicht mit leeren Händen kommen wollen.
Besuch in Flekkeroy
Flekkeroy ist nur 20 Minuten von Kristiansand entfernt und über einen Tunnel der unter dem Meer durchführt erreichbar. Aus noch nicht geklärten Gründen ist der Tunnel als einzige Verbindung zur Insel von 23 Uhr bis 5.30 Uhr geschlossen. Das ist natürlich vor allem für die Inselbewohner entschleunigend. Die Tochter von guten Freunden ist seit 1.5 Jahren bei YWAM und schult jungen Menschen in biblischen Grundlagen, um in anderen Ländern Menschen in Not zu unterstützen. Wir tauschen Erlebnisse aus und es ist sehr ermutigend. «Tusen takk» für das schöne Treffen Wir dürfen auf dem Campground schlafen und werden morgen früh noch die Umgebung erkunden. Das Anwesen ist sehr hübsch und der nahegelegene Sandstrand bei sommerlichen Temperaturen sicher sehr schön.
Fähre von Kristiansand nach Dänemark (6.11.2024)
Unseren Reiserhythmus haben wir definitiv gefunden. Nach 10 Stunden schlafen, bleiben wir noch etwas liegen und frühstücken anschliessend ausgiebig. Danach lesen wir wie üblich ein Kapitel aus der Bibel und fragen uns, was das im Alltag mit uns macht. Anschliessend planen wir den Tag und machen uns bereit für die neuen Abenteuer. Heute steht die Überfahrt nach Dänemark auf dem Programm. Die Fähre legt um 14.30 Uhr ab und wir sollen eine Stunde vorher da sein. Es werden die letzten norwegischen Spezialitäten wie Braunkäse, Wasaguetsli und Rentierwürste eingekauft. Um 12.30 sind wir in der Line 12 und kochen etwas Feines. Die Teller sind gefüllt und die Gabel beinahe in den Mund geführt, als Tamara meint «die fahren alle bereits los». Prompt ist die Autoschlange vor uns bereits aufgelöst und ich sitze noch mit dem Rücken zur Fahrtrichtig mit der Gabel im Anschlag. In dieser Situation zweigt sich unsere Reiseerfahrung als nützlich. Innert «gefühlten» 30 Sekunden haben wir unser Fahrzeug in Bewegung gesetzt und haben unseren Platz in der Fähre eingenommen. Dort essen wir gemütlich zu Mittag und erkunden anschliessend die Fähre der Fjordliner. Die Läden und die Restaurants haben Kreuzfahrtschiff Charakter.
Tamara und ich verlassen Norwegen mit einem weinenden Auge und freuen uns auch schön sehr auf unsere Familie und Freunde in Zürich und Umgebung.

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